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Was du über private Rentenversicherungen wissen solltest!

Autor: Dirk Feldhinkel

Zuletzt aktualisiert: 07.08.2023

Hier finndest du Grundwissen zu privaten Rentenversicherungen!

 

Es ist so bequem, sich von Leuten aus der Versicherungsbranche beraten zu lassen. Besser ist es gut vorinformiert zu sein! Am besten du beginnst mit den einfachsten Basics über private Rentenversicherungen über die so viele unbedacht hinweg stolpern.

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Was genau ist eine private Rentenversicherung?

Zum besseren Verständnis bekommst du hier keine akademische Erklärung mit Hinweisen auf Steuerparagraphen, sondern ich erkläre dir das aus einer völlig unverbauten Sicht, um dir bewusster zu machen, worauf es bei diesem Produkt eigentlich ankommen sollte aber leider völlig aus den Augen verloren wurde.

 

Was in der Regel unter privaten Rentenversicherungen verstanden wird, sind kapitalgedeckte Rentenversicherungen. Das bedeutet, es muss erst mal Geld dorthin geschafft werden, damit eine lebenslange Rente überhaupt entstehen kann. Die Idee dahinter ist neben dem Bevorraten von Geld, die Rente durch Erträge enorm erhöhen zu wollen. Inzwischen kennen fast alle die Wirkung von Zinseszinseffekten. Dazu braucht es jedoch auch nach Kostenabzug genügend Geld und viele Zinsen über viele Jahre. Dann kann sich Vermögen durchaus vervielfachen. Andernfalls kann daraus eine schmerzhafte Geldverschwendung werden.

 

Es ist eine entscheidende Frage, denn die Idee der Kapitalvermehrung funktioniert an dieser Stelle nicht mehr richtig, weil unter anderem Zinserträge seit Jahrzehnten zu niedrig aber Kosten weiterhin hoch geblieben sind. Auch die Kapitaldeckung leidet unter demografischen Problemen, denn die Kapitalstöcke müssen länger ausreichen. Das wird wiederum durch kalkulatorische Übertreibung missbraucht, um verlorene Reserven durch unbeteiligten Neukunden aufzuholen. Die sogenannte Mindestzuführungsverordnung für Überschüsse löst dieses Problem nicht wirklich.

 

Dein eingezahltes Kapital entspricht nicht einem eigenen Kontostand, so wie es oft bei geförderten Rentenversicherungen verkauft wird. Dein eingezahltes Geld ist praktisch zum Eigentum der Versicherung geworden. Genau das ist das Wesen eines solchen Vertrages. Du bekommst dafür eine sogenannte Anwartschaft. Das bedeutet, dass du ein Recht auf eine lebenslangen Rente hast, in dem Rahmen so wie du den Vertrag erfüllt hast. Hier wird es komplizierter, denn auch eine Versicherungsgesellschaft kann alles mögliche rechnen, aber auch nicht sicher wissen, wie hoch genau deine Rente durch den Kapitalerfolg oder Verlust wirklich ausfällt. Deshalb gibt es inzwischen verlustreiche Garantien aber dafür immer noch sehr "mutig hochgerechnete Zinsprognosen". Solche Prognosen sind bereits sehr oft enttäuscht worden. Das ist leider völlig legal.

 

Wenn du diese Anwartschaft nicht mehr haben willst, dann kannst du diese an die Versicherungsgesellschaft nach gesetzlichen Regeln zurück verkaufen. Deshalb wird der erstattete Betrag Rückkaufswert genannt. Du ahnst es schon, das ist ein sehr schlechtes Geschäft. Eine Unterdeckung zu deinen gezahlten Beiträgen können in vielen Verträgen bis zu 15 Jahre andauern. Was könnte man in dieser Zeit wirklich rentierlich ansparen? Selbst ein zinsloses Konto wäre in diesem Fall besser. Was bekommst du dafür?

 

Genau hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt, den viele noch gar nicht im Auge haben. Du musst dein Kapital für eine Rente nicht in diesem Fass ohne Boden ansparen, um die Sünden und Renditen anderer zu erfüllen. Du kannst dein Kapital langfristig mit besseren Konzepten ansparen und danach in eine Rente umwandeln. Es gibt also eine unterscheidbare Alternative in der Gestaltung: Die Form mit Hilfe einer Ansparung nennt man "aufgeschobene Rente" und die mit Hilfe einer kurzfristigen Gesamteinzahlung "sofortige Rente".

 

Du musst dich deshalb nicht in einer sehr schlechten Lage für Versicherungsunternehmen langfristig zu ungünstigen Bedingungen festlegen. Du kannst mit einem besser angelegten Geld später eine private lebenslange Rente kaufen. Vermutlich zu wesentlich besseren Bedingungen. Bislang versuchen Versicherungsunternehmen dich auszutricksen: Besondere Vorsicht gilt besonders den "innovativen Chancen-Produkten" mit Fondsanlagen. Die schlechten Eigenschaften der Versicherungen, das heißt die hohen Kosten, die Intransparenz und die fehlende Flexibilität wirst du so nicht los. Im Gegenteil, selbst die Bundesaufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen hat endlich festgestellt, dass hier besonders hart zugeschlagen wird. Eine alte Binsenweisheit, die ich aus Erfahrungen mit Finanzvertrieben schon lange kenne.

 

In den Verträgen wird in der Regel ein garantiertes Deckungskapital bzw. eine Kapitaloption angegeben. Die Höhe befindet sich inzwischen oft unter der gezahlten Beitragssumme. Du könntest nur bei einer Kapitaloption vor Antritt der Rentenzahlung noch einmal auf das zugeteilte Kapital zugreifen. Danach jedoch nicht mehr. Dieser Betrag ist im Grunde der für deine Rente kalkulierter Kapitalanteil an der Versichertengemeinschaft. In einer Abhängigkeit davon fällt die garantierte Rente in der Auszahlungshöhe aus. In einigen neuen Angebotsunterlagen wird diese Deckungskapital nicht mehr erwähnt. Du ahnst es sicher, warum das so ist. Wenn das Deckungskapital soviel geringer ausfällt als deine eigenen geleisteten Zahlungen, dann zeigt man das nicht so gerne. Du würdest du dich sicher fragen, warum du solche Verluste erleiden sollst, wenn du dafür im Grunde noch keine Leistung erhalten hast. Das würden viele zu Recht abschrecken. Die Idee der höheren Rente aus Kapitalerträgen stellt sich hierbei als Versicherungsform selbst in Frage.

 

Damit ist die Gefahr der Verschwendung deines Vermögens noch nicht vollständig erfasst. Die Kalkulation deiner Rente aus deinem zugerechneten Deckungskapital ist nicht gesetzlich klar genug geregelt. Deshalb tut die Versicherungsgesellschaft so als würden wir ohne Ausnahme unglaublich alt werden. Dadurch wird deine Rentenzahlung sehr klein. Soweit keine Hinterbliebenenversorgung vereinbart ist, fällt das unverbrauchte Vermögen nach deinem Leben an die Versicherungsgesellschaft. Inzwischen sind einige Punkte in das Blickfeld bekommen, bei denen du selbst schon erkennen kannst, dass an diesen Stellen genau geprüft werden muss.

Wie funktioniert eine private Rentenversicherung?

Da auch eine Versicherung keine Wahrsagerei betreiben kann, muss diese nach Erfahrungswerten berechnet, veränderter Marktlage und Zukunftseinschätzungen sehr genau überlegen, was sie dir garantieren kann. Ich betone "garantieren" und nicht "versprechen", denn das sind zwei verschiedene Dinge. Die Garantien wurden vom Staat durch den sogenannten Höchstrechnungszins inzwischen nur noch auf 0,25 Prozent gedeckelt.

 

Hier wurde einer gefährlichen wie unhaltbaren Übertreibung von Garantienleistungen im Wettbewerb der Versicherungen den Riegel vorgeschoben. Was vorvertragliche Prognoserechnungen betrifft, sieht das völlig anders aus. Die unverbindlichen Überschuss- und Rendite-Phantasien können kaum gebremst werden. Überschüsse und Verzinsungen sind in der Regel nichts anderes als Berechnungen von Annahmen, zu deren (vermeintlicher) Begründungen kaum eine Verbraucherin oder Verbraucher Zugang hat. Das hat in einer bis heute anhaltenden Vergangenheit zu sehr herben Enttäuschungen geführt.

 

Damit ist klar, was hier wirklich als Vertrag nur greifbar ist: Die verbliebene Garantie!

Diese ist allzu oft ein vorweggenommener Verlust. Allerdings ist im Verkauf der Verträge der Fokus auf die Prognoserechnung gerichtet. Ganz ehrlich - wie gut kannst du einschätzen, ob diese so eintreten kann? Doch damit werden am Ende diese Produkte immer wieder verglichen und genau das ist das Problem!

 

Du musst dir deshalb eine Rentenzahlung grob in drei Schichten vorstellen.

 

  1. Die erste Schicht sollte, soweit vorhanden, die garantierte Rente sein. Nur die ist, wie der Name schon sagt, garantiert. Wichtig ist, dass du nicht nur auf den Garantiezins als Zahl schaust. Es kommt darauf an, was bei dir wirklich nach Abzug der Vertragskosten ankommt. Deshalb bewerte methodisch die Grarantierente.
  2. Dann kommen als zweite Schicht Überschüsse hinzu. Diese gewinnen jedoch nur eine gewisse Verbindlichkeit, wenn sie dir als Überschuss jährlich zugewiesent und schriftlich mitgeteilt wurden. Hier gibt es Überschüsse aus Kapitalanlagen als Renditen, Überschüsse aus unverbrauchten Kosten und Überschüsse aus Risikodeckung. Denke daran, dass dein Rückkaufswert durch Vertragskosten effektiv im Minus stehen kann, selbst wenn alle drei Bereiche Überschüsse ausweisen. Ein Überschuss ist ein relativer Wert zu einer kalkulierten Größe und kein Netto-Ergebnis!
  3. Am Ende sollen noch Gesamtzinsen hinzu kommen. Hier sollst du im Grunde noch an stillen Reserven beteiligt sein. Stille Reserven sind Wertüberschüsse, die sich aufgrund bilanzieller Regeln nicht in der Bilanz ausdrücken. Eine Schlussabrechnung wie bei einer Gesamtauszahlung gibt es bei der Rentenversicherung auf das Deckungskapital bezogen. Dieser Aspekt ist für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum transparent. Aufgrund der Intransparenz der Bewertungen und der Belastungen der Versicherungsbranche sind stille Lasten nicht ausgeschlossen. Die Nennung einer Gesamtverzinsung hat im Grunde keine greifbare Verbindlichkeit.

 

Überschüsse, Zinsen und Gesamtzinsen sind in Angeboten nur vage Prognosen ohne Verbindlichkeit. Daran ändert auch eine komplizierte Mathematik nichts. Ein wesentliches Merkmal dieser Prognosen ist erfahrungsgemäß, dass enorme Kosten durch überhöhte Renditevorstellungen verdeckt werden. Erst der Vergleich der Garantiewerte oder Rückkaufswerte mit deiner Beitragsleistung decken auf, wie Kosten hier gnadenlos zu buche schlagen.

 

Ebenfalls ist es selten im Blick, dass die Überschüsse in Prozentangaben sich oft auf Barwerte des Kapitals beziehen. Deshalb können die Vertragskosten aber auch verdeckte Kosten diese Überschüsse zum großen Teil wieder auffressen. Wenn du die Rentenzahlungen noch nicht richtig bewerten kannst, dann fällt dir das nicht auf. Der Vergleich mit anderen Rentenprodukten kann deshalb ein Vergleich von Schlechtem mit Schlechtem sein.

Welche Arten von privaten Rentenversicherungen gibt es?

Die klassische private Rentenversicherung

Es gibt die klassische private Rentenversicherung, die nach traditionellen Regeln langfristige Sicherheit bieten soll. Deshalb werden die Anlagen in der Regel mit ca. 80 Prozent verzinslichen Wertpapieren ausgestattet. Hier erscheint das erste Dilemma: Die Finanzkrise mit den Niedergängen der AIG, Lehmann Brothers Bank oder kürzlich der Silicon Valley Bank zeigt, dass solche Wertpapiere durch Marktumstände sogar sehr riskant sein können. Das liegt im Grunde an den finanzpolitischen Folgen durch Deregulierung, staatlicher Übernahme der Bankschulden, überdehnter Niedrigzinspolitik auf die eine erwartete rasante Inflation folgt. So können langfristig angelegte Wertpapiere mit niedrigen Zinsen schlagartig durch neue konkurrierende Wertpapiere mit attraktiv hohen Verzinsungen radikal abgewertet werden. Die einfache Vorstellung, dass mit steigenden Zinsen wieder sofort höhere Renditen anstehen, ist ein gefährlicher Irrtum. Von vielen Finanzexperten wurde dieses Szenario voraus gesehen.

 

Was vor vielen Jahrzehnten gut war, kann heute ein echtes Problem verursachen. Ein wesentlicher Vorteil der klassischen Versicherungsdeckung mit Rentenpapieren ist jedoch noch die relativ gute Liquiditätsplanung durch klare Ablauftermine. Andere Sachanlagen wie Aktien und Immobilien sind dagegen langfristig zu vorbestimmten Zahlungsterminen schwierig zu bewerten und können deshalb sowohl stille Reserven als auch stille Lasten in sich verbergen. Auch sind diese Anlageformen nicht immer zu genau planbaren Terminen oder bei spontanem Liquiditätsbedarf vorteilhaft zu liquidieren.

Die fondsgebundene private Rentenversicherung

Der Anlageteil wird bei diesen Produkten in einem oder mehreren Aktien- oder anderen Fonds investiert. Erst vor Beginn der Rentenzahlung wird das gesammelte Kapital dann in eine Rentenzahlung umgewandelt. Hier gibt es deshalb, bis auf wenige Ausnahmen, nicht die typische Anwartschaft im Sinne einer garantierten Rente. Hier muss genau auf den Vertrag geschaut werden.

 

Dabei werden stark überhöhte Prognosen gerechnet, um die absurd hohen Kosten zu verdecken. Der Bundesaufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen sind inzwischen auch solche ungeregelten Kosten-Exzesse aufgefallen. Unglaublich, wie lange es dazu gebraucht hat. Das läuft seit Jahrzehnten so. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass solche schlechten Produkte durch die Bezeichnung "Versicherung" in Verbindung mit einem bekannten Namen ein falsches Vertrauen auslöst und diese Produkte häufig sofort völlig arglos abgeschlossen werden. Das ist ein trügerischer "Halo-Effekt" - ein sprichwörtlich gefährlicher "Heiligenschein".

 

Diese Kosten dieser Fondspolicen sind meist nicht nur überflüssig, weil es in der Regel vergleichbare rentierliche Alternativen gibt, die transparenter, kostengünstiger und flexibler sind. Sie sind in den Kosten oft auch völlig maßlos. Im Grunde werden hier "Marktchancen" durch hohe Kosten verbrannt und dabei keine wirkliche zusätzliche Sicherheit gewährleistet. Die besten Steuervorteile dieser Produktkombination bringen nichts, wenn die Erträge durch Kosten vernichtend klein werden.

 

Die Mischform der klassischen und fondsgebunden privaten Rentenversicherungen

Meist spricht die Werbung von der Verbindung von Sicherheit mit Marktchancen. Was aufgrund der vorliegenden Erfahrung unter den Tisch fällt ist, dass vielmehr die tatsächliche Verbindung höherer Risiken mit enorm hohen Kosten vorliegt. Durch alternative Anlagemöglichkeiten sind solche Produkte im Grunde überflüssig. Lasse dir auf keinen Fall durch den "Halo-Effekt" einer Versicherungsgesellschaft eine Sicherheit suggerieren, die es nicht gibt.

Welche Formen der Förderungen gibt es?

Dieser Punkt wird hier nur kurz angestoßen, weil das Thema ein eigenes mit großem Umfang darstellt. Eine Sache sollte dir jedoch bewusst sein: Die typischen staatlich geförderten Rentenprodukte mit Kapitaldeckung sind im Grunde Formen der privaten Rentenversicherungen.

Die Erfinder verschiedener Förderungskonzepte im Auftrag der damaligen Regierung sind oft auch die umgangssprachlichen Namensgeber. Diese Vorsorgeprodukte sind jeweils unter diesen geläufigen Bezeichnungen bekannt:

  • Private Rentenversicherung
  • Riester-Rente
  • Rürup-Rente
  • Entgeltumwandlung (Direktversicherung)


Bei vielen dieser geförderten Vorsorgekonzepten sind große Probleme aufgedeckt worden, die im Grunde durch die schwache Qualität der Produkte verursacht wurden. Die Förderungen verpuffen völlig wirkungslos. Vorsorgeprodukte mit Förderungen sollten aus guten Gründen nur in Betracht kommen, wenn das Produkt selbst wirklich tauglich ist. Prüfe das unbedingt vorrangig. Viele Effekte können vollständig aufgehoben werden, wenn das schwache Produkt ein Kostenfresser ist. Einige ursprünglich schützende Regelungen wurden sogar wieder angeschafft.

Die staatlichen Förderungen landen oft bei den Finanzkonzernen als zusätzlicher Gewinn. In erschütternder Weise können diese zusätzlichen Gewinne höher ausfallen, als der Nutzen für den adressierten Bürger. Es schädigt im Grunde den Staat durch die Geldverschwendung einer wirkungslosen Rentenpolitik und verstärkt damit die allseits bekannten Ungerechtigkeiten.

Dirk Feldhinkel

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